Artikel in der NÖN: Integration hat viele „Eltern“
Foto: Patricia Blaas und Ralf Ringler vom „Flüchtlingsnetzwerk“ in Perchtoldsdorf. Credit: Schüller, privat
Die Flüchtlingsbewegung hatte vor fünf Jahren auch den Bezirk Mödling fest im Griff. Artikel erstellt am 09. September 2020, hier online nachzulesen: https://www.noen.at/moedling/bezirk-moedling-integration-hat-viele-eltern-bezirk-moedling-fluechtlingswelle-darueber-spricht-noe-223012806#
Wenn es um Hilfe für geflüchtete Menschen geht, darf auch das „Flüchtlingsnetzwerk Perchtoldsdorf“ nicht fehlen, das über Initiative von Inge Schedler, der jetzigen Betreiberin des „Joe“ (Teecafe) und Karin Riss ins Leben gerufen wurde. Als die Flüchtlingswelle im Sommer 2015 richtig begann, „haben wir die Syrer, Iraker und Afghanen in jeder Altersgruppe vor allem in Traiskirchen von der Straße aufgesammelt und sie zu freiwilligen Unterstützern aus Perchtoldsdorf gebracht“, erinnert Vereins-Mitglied Patricia Blaas.
Seitdem bietet das „Flüchtlingsnetzwerk“ den Menschen vom Büro im Kulturzentrum Perchtoldsdorf Hilfe in jeglicher Hinsicht. „Ich nenne es immer Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Blaas. „Ich helfe, in dem ich ihnen Tipps gebe und ihnen Dinge erkläre, sie erledigen ihre Angelegenheiten jedoch selbst, um es zu lernen.“
Derzeit sind in Perchtoldsdorf etwa 60 Asylberechtigte gemeldet. Davon haben viele – vor allem dank Jobkoordinator Ralf Ringler – einen Job gefunden.
Einer davon ist Kenan Tawbeh (33). Der Syrer landete mit seiner Mutter vor fünf Jahren in Traiskirchen. „Danach wurden wir in eine Unterkunft in Hainburg verlegt“, erzählt Tawbeh im NÖN-Gespräch. „Meine Mutter war in der Zwischenzeit erkrankt. In Hainburg bot uns eine Dame ihre Hilfe an. Sie ließ uns zu einem Arzt in Perchtoldsdorf bringen, bei welchem wir auch wohnen durften.“
Das familiäre Glück in Perchtoldsdorf gefunden
Schon bald erfuhr er von dem „Flüchtlingsnetzwerk“ und auch von dem Deutschkurs im Pfarrheim. „Nach und nach habe ich mich in Perchtoldsdorf eingelebt.“ Tawbeh gab einen Arabischkurs für Kinder und auch Erwachsene, bei welchem er seine jetzige Freundin Elena kennenlernte. „Ich habe meinen Pflichtschulabschluss in Wien absolviert und mein Maturazeugnis aus Syrien übersetzen lassen. Jetzt studiere ich angewandte Elektronik an der Fachhochschule.“ Für dieses Vorhaben ist der Perchtoldsdorfer seit September in Bildungskarenz und macht somit eine kleine „Pause“ von seinen Barista-Tätigkeiten im „Joe“ in Perchtoldsdorf. Ab dem 1. Oktober wird Tawbeh auch wieder einen Arabischkurs in der VHS Perchtoldsdorf-Leonhardiberggasse geben. Eines ist bereits jetzt sicher: 2021 wird für Kenan und Elena unvergessen werden, denn ihr Sohn wird Anfang des Jahres das Licht der Welt erblicken.
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